Kategorien
Feuilleton Lesart

Besprochene Bücher und Texte

Aktuelle Bücherliste | Regelmäßig schreiben und sprechen wir über Bücher, die wir gelesen haben. Allerdings verfassen wir keine klassischen Rezension, sondern beschreiben unser jeweiliges LeseErlebnis und das was wir gegebenenfalls mit und bei der Lektüre erleben. Hier finden Sie eine Auflistung aller hier besprochenen Bücher, sortiert nach AutorIn.

A

B

C

Stephen Crane | In the desert

Drutmar Cremer | Das tierische Gebet

D

E

F

G

Alasdair Gray | Kleine Disteln

H

I

J

K

L

M

Kurt Marti | Zärtlichkeit & Schmerz

N

O

P

Q

R

Hartwig Rademacher | Akute Literatur

S

T

U

V

W

X

Y

Z

Kategorien
Glaube und Zweifel Lesart

Hartwig Rademacher | Akute Literatur

» Ich habe keine Bücher, die Bücher haben mich. «

Mitbegründer und langjähriger Geschäftsführer des Merve Verlags Peter Gente

Dieses Zitat kam mir bei diesem Buch in den Sinn, als es mir in die Hände fiel.

Ein bibliographische Zeilenwurf, vom Autor so untertitelt, der aus Hunderten Literaturangaben aus den Bereichen Ästhetik, Religion, Soziologie und vornehmlich Psychologie besteht. Nicht mehr und nicht weniger. Weder die angeführten AutorInnen noch deren Texte gibt es wirklich und es scheint, dass Hartwig Rademacher LeserInnen und möglicherweise sich selbst einlädt, daraus Tatsachen zu schaffen. Viele der Titel locken mehr wissen zu wollen, werfen das Kopfkino an, irritieren, werfen Fragen auf, regen zum Nachdenken an, bringen zum Schmunzeln. Bei einigen Titeln habe ich einen Moment länger gebraucht um das „Akute“ darin zu entdecken. Und: nicht wenige genügen bereits als Textminiaturen, als „schöne Worte“ die man so stehen lassen kann.

Hartwig Rademacher | Akute Literatur | Merve Verlag Berlin

Der Autor hat sein Werk „Akute Literatur“ genannt; und Hanns-Josef Ortheil hat in seiner Kurzrezension für die Zeitung „Die Welt“ angemerkt, dass hier eine Bibliographie von Titeln vorliegt, in denen Rademacher etwas „Akutes“ entdeckt hat. Nun bedeutet ja der Begriff u.a. „in einem bestimmten Moment (sehr) wichtig“. Im Zusammenhang mit Rademachers Werk gefällt mir persönlich die herkunftliche Entlehnung aus dem Lateinischen acutus „scharf, spitz“, gebildet zu lateinisch acuere „schärfen, spitzen“ sehr gut; indem ich beim Lesen die Einladung annehme, den Titeln eine individuelle Form zu geben.

Die Bibliografie bezieht sich ausnahmslos auf Sachliteratur; zumindest konnte ich nichts aus Prosa oder Lyrik finden…wobei ich mich gefragt habe, ob sich die Titel teils nicht mindestens genauso gut in einem Gedicht oder einer Kurzgeschichte ausarbeiten lassen. Um auf das obige Zitat von Peter Gente zurückzukommen: dieses Buch hat einen, und man kommt immer wieder darauf zurück. Zumindest mir geht es mir so.

Der Autor | Hartwig Rademacher, geboren 1969 in Paderborn, studierte Psychologie in Bielefeld und Boca Raton. Er lebt in Bielefeld. Das Buch ist Elisabeth gewidmet.
Die Lektüre brachte mich schlussendlich zu der Frage: ist der Name des Autors vielleicht ein Pseudonym? Es würde zum Konzept passen. 


Hartwig Rademacher | Akute Literatur
Bibliographischer Zeilenwurf
Merve Verlag Berlin 2003
Taschenbuch
ISBN 3-88396-191-4
Preis: 8 €

Kategorien
Aufgedröselt

Die Lehre vom Gang übers Wasser

Das Zitat im Zusammenhang

Weniger die Gedichte Eckermanns als vielmehr die Niederschrift seiner Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens haben ihn weithin bekannt gemacht und hohe Anerkennung eingebracht. Aus diesen Aufzeichnungen stammt auch der nachfolgende Auszug.

Sonnabend, den 12. Februar 1831

Ich lese im Neuen Testament und gedenke eines Bildes, das Goethe mir in diesen Tagen zeigte, wo Christus auf dem Meere wandelt, und Petrus, ihm auf den Wellen entgegenkommend, in einem Augenblick anwandelnder Mutlosigkeit sogleich einzusinken anfängt.

»Es ist dies eine der schönsten Legenden,« sagte Goethe, »die ich vor allen lieb habe. Es ist darin die hohe Lehre ausgesprochen, daß der Mensch durch Glauben und frischen Mut im schwierigsten Unternehmen siegen werde, dagegen bei anwandelndem geringsten Zweifel sogleich verloren sei.«

Sonntag, den 13. Februar 1831

… Das Gespräch lenkte sich auf das Neue Testament, indem ich erzählte, daß ich die Stelle nachgelesen, wo Christus auf dem Meere wandelt und Petrus ihm entgegengeht. »Wenn man die Evangelisten lange nicht gelesen,« sagte ich, »so erstaunt man immer wieder über die sittliche Großheit der Figuren. Man findet in den hohen Anforderungen an unsere moralische Willenskraft auch eine Art von kategorischem Imperativ.«

»Besonders«, sagte Goethe, »finden Sie den kategorischen Imperativ des Glaubens, welches sodann Mahomet noch weiter getrieben hat.«

»Übrigens«, sagte ich, »sind die Evangelisten, wenn man sie näher ansieht, voller Abweichungen und Widersprüche, und die Bücher müssen wunderliche Schicksale gehabt haben, ehe sie so beisammen gebracht sind, wie wir sie nun haben.«

» Es ist ein Meer auszutrinken,« sagte Goethe, »wenn man sich in eine historische und kritische Untersuchung dieserhalb einläßt. Man tut immer besser, sich ohne weiteres an das zu halten, was wirklich da ist, und sich davon anzueignen, was man für seine sittliche Kultur und Stärkung gebrauchen kann. Übrigens ist es hübsch, sich die Lokalität deutlich zu machen, und da kann ich Ihnen nichts Besseres empfehlen, als das herrliche Buch von Röhr über Palästina. Der verstorbene Großherzog hatte über dieses Buch eine solche Freude, daß er es zweimal kaufte, indem er das erste Exemplar, nachdem er es gelesen, der Bibliothek schenkte und das andere für sich behielt, um es immer in seiner Nähe zu haben.« …


Quelle: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens 1823-1832 von Johann Peter Eckermann

Kategorien
Lesart

Kleine Disteln

„Knappe Geschichten“, so lautet der lapidare Untertitel von KLEINE DISTELN, das in der Reihe „Text und Portrait“ im Aufbau-Verlag erschienen ist. Und es scheint so, als wären Alasdair Grays Geschichten weniger skandalträchtig als es sein Roman „Janine 1982“ gewesen war, der wegen der beschriebenen sexuellen Ausschweifungen für Wirbel gesorgt hat.

Diesmal geht es ruhiger zu, nicht jedoch langweiliger. Die Geschichten, die in diesem Band versammelt sind, lassen sich weder miteinander vergleichen noch gehören sie zusammen. Die erste ist ein Bericht, den er für den Stiftungsrat der Bellahouston-Stiftung verfasste, um über sein Reisestipendium Rechenschaft abzulegen. Es ist wunderschön zu lesen, mitzuerleben, wie Gray seine Reise angetreten hat und bereits nach einigen Kilometern von Heimweh nach seinem geliebten Glasgow geplagt wurde und sich trotzdem tapfer bis zum Zielort Gibraltar durchgeschlagen hat.

In weiteren Kurzgeschichten berichtet er von seinen kauzigen und skurrilen Landsleuten, von erschlagenen Katzen, der Sozialistischen Republik Schottland und ewigen Nörglern. Sein Meisterstück in diesem Band ist jedoch die Vollendung eines Textfragments von Robert Louis Stevenson, dem Autor der Schatzinsel, wobei er sich allerdings herausnimmt immer mehrere Handlungsmöglichkeiten durchzuspielen.
Meine persönliche Lieblingsgeschichte ist die, die den Buchtitel hergibt: Kleine Disteln.

Gray ist Schotte. Mit Leib und Seele. Seine Romane und Geschichten berichten immer von seiner Heimat oder den eigentümlichen Schicksalen, die seine Landsleute durchleben. Dabei ist er alles andere als ein Wald-und-Wiesen-Autor. Was ihn auszeichnet ist die blühende, übersprudelnde und zuweilen auch obszöne Phantasie, die in seine Bücher einfließt. Obwohl er in seiner Heimat bereits seit Jahren ein bekannter und gern gelesener Autor ist und von der Kritik gebauchpinselt wird, gelingt es ihm in Deutschland erst langsam, sich einen Namen zu machen. Die „offizielle“ hiesige Buckritik geht Gray eher aus dem Weg. Warum auch immer. Seine Bücher sind seit Jahren ins Deutsche übersetzt und werden von einem wachsenden Leserkreis gekauft. Alasdair Gray hat sich inzwischen den Status eines öffentlichen Geheimtipps erarbeitet.

Schade ist eigentlich nur, dass es diesmal keine Illustrationen von Gray zu seinen Geschichten gibt. Ein schwacher Trost ist der Fototeil am Ende des Buches, dessen Hauptmotiv der Autor selbst ist. Fotografin ist Renate von Mangoldt. Vorangestellt an die Fotos ist eine Art Selbstporträt: nüchtern und gespickt mit Details, die Grays Lauf des Lebens recht bildhaft werden lassen.


Alasdair Gray, geboren 1934 in Glasgow, studierte an der dortigen Kunsthochschule Malerei. Gray lebt und arbeitet als Graphiker, Maler, Verleger und Schriftsteller in seiner Heimatstadt. Zum Schreiben kam er erst, als er bereits über vierzig Jahre alt war. Gray ist bekennender Sozialist und bekanntester Vertreter der Welle neuer schottischer Autoren, die seit einigen Jahren die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Seine Heimatstadt Glasgow bildet die Kulisse für seine ersten beiden Romane „Lanark“ und „1982, Janine“. Beides sind großangelegte, schelmenhafte Erzählungen, in denen die Kritiker die Weitschweifigkeit eines Lawrence Sterne und den Eklektizismus eines James Joyce sahen. Der Observer sprach „Lanark“ alle Zutaten eines Kultbuchs zu und die Washington Post schrieb zu „Zehnmal Lug und Trug“: „Schnappen sie sich im Buchgeschäft den Stapel dieses Buches. Lassen Sie alle in Geschenkpapier einschlagen, bis auf Ihr eigenes Exemplar – und bringen Sie die als Gastgeschenk zu Dinnerparties etc. mit – statt dieser öden Flasche Wein, die ja doch nie getrunken, sondern immer von Dinnerparty zu Dinnerparty herumgereicht wird.“

Alasdair Gray
Kleine Disteln | Knappe Geschichten

Aus der Reihe Text und Porträt
Taschenbuch – 1996
Aufbau Verlag
| Literarisches Colloquium Berlin – DAAD
ASIN: B00OAM07HK
Nur noch im antiquarisch erhältlich

Kategorien
Glaube und Zweifel Lesart

Kurt Marti | Zärtlichkeit & Schmerz

Dieses Buch von Kurt Marti aus dem Jahre 1979 trägt den Titel : Zärtlichkeit und Schmerz | Notizen. Die Formulierung wirkt auf eine überraschende, fast provokative Art emotional und subjektiv, was umso mehr auffällt, als der Autor sonst einen mehr sachlichen Ton bevorzugt und übrigens seit jeher als einer der profiliertesten Vertreter der sogenannten «engagierten» Literatur angesehen wird. Sein ProsaWerk, das politische Tagebuch «Zum Beispiel Bern 1972» gilt als ein Höhepunkt der politisch gerichteten Literatur der 1960er Jahre; es hat seinerzeit auch entsprechend Staub aufgewirbelt (auch wenn sich dadurch die Verhältnisse nicht geändert haben).
Politik und Subjektivität, das Allgemeine und der Einzelne, das Öffentliche und das Private sind in der schweizerischen Literatur nie getrennte Bereiche gewesen, am wenigsten in den wirklich bedeutenden und repräsentativen Werken. Das literarische Schaffen Martis ist ein Beispiel dafür.

Schon «Zum Beispiel Bern 1972» ist bewusst als Tagebuch konzipiert und nicht etwa als Pamphlet; es enthält nicht nur Polemik, sondern zugleich den Ansatz zu einer Art «Innerlichkeit der Politik» (am deutlichsten vielleicht in der Frage, ob Menschen verschiedener politischer Richtungen auch unterschiedliche Träume hätten). In «Zärtlichkeit und Schmerz» finden sich ebenfalls viele tagebuchartige Passagen und eine stark persönliche Färbung.

«Jeder Terror rechtfertigt sich mit objektiver Notwendigkeit. Um so mehr gilt es, unbeirrt subjektiv zu sein.»

Kurt Marti
Das Buch in meinem Bucherregal

Der Titel bezieht sich nicht auf das Erleben des Autors; er gehört vielmehr in den theologischen Kontext des Buches, als Teil einer Neudefinition Gottes, der in dezidierter Ablehnung der «männlichen» Vorstellung eines allmächtigen, überhaupt eines mit dem Machtbegriff zu erfassenden Gottes identifiziert wird mit «Liebe, Zärtlichkeit, Schmerz».
So ist denn dieses Werk Martis ein primär theologischer Text, anzugehen mit den entsprechenden Begriffen und Fragestellungen?
Vielleicht ist tatsächlich seit den «Gedichten am Rand» das Theologische in seinen Büchern nie so deutlich, so explizit formuliert worden, aber was hier als Theologie auftritt, ist so unorthodox und unkonventionell, dass jede nicht-theologische Interpretation ebenso richtig, vielleicht sogar passender ist. Dies auf den ersten Blick so einfache, verständliche, ja umgängliche Buch ist im Grunde ein umfassendes Werk, ein Versuch, in einer Vielzahl von kurzen Texten (Ansätze zu Erzählungen, Mini-Essays, Aphorismen, spruchartige Sätze, lyrische Prosa, Blitzlichter der Beobachtung) Vielfältiges und Gegensätzliches zusammenzubringen; ein verwirrendes und doch sinnvolles Puzzle, Spiegelung eines vielfältigen Eindrücken ausgesetzten zeitgenössischen Bewusstseins.

Allmacht | Gott kann nicht einmal abdanken, d.h. einer Machtposition entsagen, weil er eine solche nie innegehabt hat.

Ein Tagebuch ist es allerdings nicht; die Form ist trotz des beiläufig anmutenden Untertitels strenger und anspruchsvoller: die Notizen enthalten, was sich dem Tag an Erkenntnis abgewinnen lässt, die den Tag überdauert, ohne ihm doch entrückt zu sein, geformt und fragmentarisch zugleich. Ob alles an diesen Einfällen, Beobachtungen, Gedanken des Aufzeichnens wert sei – ich habe die Frage mit dem Ton des Zweifels, der leisen Kritik gehört, und es gibt gewiss unter den aphoristischen Bemerkungen ein paar mehr beiläufig formulierte Sätze, die allein das Buch nicht tragen könnten, es freilich auch nicht tragen müssen. Aber vielleicht sind in einem Buch wie «Zärtlichkeit und Schmerz» auch die beiläufigen Bemerkungen ein rascher Einfall, eine halb spielerische Formulierung, Ausdruck des Ärgers notwendig. Denn die «Notizen» sollen auf keinen Fall gelesen werden als eine Blütenlese von Sentenzen, überzeitlich und vollkommen.
Noch in keinem bisherigen Buch Martis hat der Alltag eine so wichtige Rolle gespielt wie hier, und wenn es sich auch um ein im wesentlichen theologisches Buch handelt, dann nur in dem Sinn, dass Theologie den Alltag und dessen Banalität nicht ausklammert.

«Der Tiefenpsychologie verdanken wir die Einsicht, dass die wahren Mysterien weder eleusisch noch tibetanisch, weder transzendent noch okkult, sondern alltäglich sind»: ein nicht leicht zu deutender, jedoch zentraler Satz.

Es gibt sehr wenig reine Spekulation in diesem Buch, aber sehr viel Nachdenken über grundsätzliche, sogenannte «letzte» Fragen aufgrund von Alltagserfahrungen. Unter dem Titel des vierten Kapitels «Hader mit Leibniz» steht nicht etwa ein philosophisches Streitgespräch, sondern die Erfahrung eines alten Mannes, der am Sterbebett seiner Frau (die nur noch in «arteriosklerotischer Bosheit dahindämmert») den leicht, aufklärerischen Traum von der besten aller möglichen Welten begräbt.
So wenig aber Theologie und Alltag getrennte Bereiche sind, so wenig lassen sich – um noch einmal auf die eingangs aufgeworfene Frage zu Politik und Subjektivität kommen – voneinander lösen. Ich möchte sogar behaupten, dass «Zärtlichkeit und Schmerz» über eine gehörige politische Kraft verfügt, nicht wegen der im eigentlichen Sinn politischen Sätze, sondern gerade in den scheinbar nur subjektiven Notizen der Selbstbeobachtung, der auf das Ich und seine unmittelbare Umwelt bezogenen Reflexion.

«Jeder Terror rechtfertigt sich mit objektiver Notwendigkeit. Umso mehr gilt es, unbeirrt subjektiv zu sein.»

Es gehört für mich zu den Büchern, die beweisen, dass Subjektivität und Politik tatsächlich nahe zusammengehören können, und ist gerade in diesem Punkt repräsentativ für Veränderung des politischen Klimas. Mit den Begriffen «links» und «rechts» – die vor Jahren noch einigermaßen tauglich waren – ist dem Engagement des Schriftstellers nicht beizukommen: es ist komplexer, reicher geworden, dabei aber keineswegs weniger verbindlich, weniger ernst: als Auflehnung des Lebendigen gegen eine Welt der Leistung, des Spiels gegen die Herrschaft der Technik, der Unruhe und Frage gegen die falschen Sicherheiten, der Liebe gegen das Machtdenken.

Die Notizen Martis enthalten viel von den Gedanken, auch von der Atmosphäre der späten 1970er Jahre; was sie aber nicht enthalten obgleich der Autor sehr genau darum weiß ist: Resignation. Vielmehr findet immer wieder Auflehnung gegen diese Krankheit der Zeit statt, bei aller Skepsis, bei allem Widerstand gegen falsche Hoffnungen. Um noch einmal auf den theologischen Aspekt des Buches zu kommen:

«Gott? Jener Große, Verrückte, der noch immer an den Menschen glaubt.»

Der Autor || Kurt Marti (* 31. Januar 1921 in Bern; † 11. Februar 2017 ebenda) war ein Schweizer Pfarrer und Schriftsteller. Er studierte Jura und Theologie in Bern und Basel. 1977 wurde er zum Ehrendoktor der Universität Bern ernannt. 1979 erhielt er den Kurt-Tucholsky-Preis. Seine Gedichte wurden in 14 Sprachen übersetzt.

Kurt Marti | Zärtlichkeit und Schmerz. Notizen.
Luchterhand, Darmstadt und Neuwied 1979.
Erhältlich ist u.a. diese broschierte Ausgabe:
Verlag: Luchterhand Literaturverlag (Juni 1993)
ISBN-10: 3630613373
ISBN-13: 978-3630613376

Kategorien
Lesart

Silberdistelwald

Als hätten sich György Kurtág, J.S. Bach und Oskar Loerke zum Distelpflücken am Hubertussee getroffen.

Der Silberdistelwald

Mein Haus, es steht nun mitten
Im Silberdistelwald.
Pan ist vorbeigeschritten.
Was stritt, hat ausgestritten
In seiner Nachtgestalt.

Die bleichen Disteln starren
Im Schwarz, ein wilder Putz.
Verborgne Wurzeln knarren:
Wenn wir Pans Schlaf verscharren,
Nimmt niemand ihn in Schutz.

Vielleicht, dass eine Blüte
Zu tiefer Kommunion
Ihm nachfiel und verglühte:
Mein Vater du, ich hüte,
Ich hüte dich, mein Sohn.

Der Ort liegt waldinmitten,
Von stillstem Licht gefleckt.
Mein Herz – nichts kam geritten,
Kein Einhorn kam geschritten –
Mein Herz nur schlug erweckt.

Oskar Loerke | 1934

Begleitmusik | Játékok. Marta und György Kurtág spielen J. S. Bach. ECM Records, ℗1997. Darauf zu finden: Distel III, 14 — Dauer: 24 Sekunden. Ob das dieser Pflanze gerecht wird?

Diese Aufnahme gehört nicht zur erwähnten ECM-CD. Bogáncs ist übrigens das ungarische Wort für Distel. Játékok – Bogáncs · György Kurtág | Kamarazene (Kammermusik) | ℗ 1976 HUNGAROTON RECORDS LTD.

Der „Silberdistelwald“ des Oskar Loerke liegt am Hubertussee, geschaffen im Zusammenhang mit dem Bau der Gartenstadt Frohnau aus einem verlandeten Tümpel. Im späten 19. Jahrhundert wurde hier Ton für die nahegelegene Ziegelei gegraben. [Loerkes Vater war übigens Ziegeleibesitzer.]

Oskar Loerke (* 13. März 1884 in Jungen bei Schwetz/ Wiąg in Westpreußen; † 24. Februar 1941 in Berlin) war ein deutscher Dichter des Expressionismus und des Magischen Realismus. Das Gedicht erschien 1934 im gleichnamigen Gedichtband.
Seine ausgeprägte Liebe zur Musik fand u.a. Ausdruck in veröffentlichten Texten zu Johann Sebastian Bach und 1938 zu Anton Bruckner:
1922 Wandlungen eines Gedankens über die Musik und ihren Gegenstand bei Johann Sebastian Bach
1935 Das unsichtbare Reich. Johann Sebastian Bach, S. Fischer
1938 Anton Bruckner. Ein Charakterbild

Begleitmusik 2 | Johann Sebastian Bach „Geschwinde, ihr wirbelnden Winde (BWV 201)“ –  eine weltliche Kantate. Im Autograph trägt sie den Titel „Der Streit zwischen Phoebus und Pan“.

Kategorien
Glaube und Zweifel Lesart

In the desert

Stephen Crane hat ein nachdenkliches Gedicht über die menschliche Natur und Gier geschrieben. Es wurde erstmals 1895 veröffentlicht. Das Gedicht handelt von einem Menschen, der eine Kreatur in der Wüste erblickt, die ihr Herz isst. Bedrückend veranschaulicht der Autor zudem, wie die Kreatur diese barbarische Handlung rechtfertigt. Obwohl das Gedicht nur zehn Zeilen hat, bringt es die dunkleren Aspekte der menschlichen Natur perfekt ans Licht.

In the desert
I saw a creature, naked, bestial, 
Who, squatting upon the ground, 
Held his heart in his hands, 
And ate of it.
I said, “Is it good, friend?” 
“It is bitter—bitter,” he answered;
“But I like it
“Because it is bitter,
“And because it is my heart.”

Stephen Crane

Dieses kurze lyrische Gedicht besteht aus einem einzigen Satz, der die erste Hälfte des Stücks und die zweite Hälfte, eine Frage und eine Antwort, umfasst. Die Stimme in dem Gedicht spricht in der ersten Person von einer früheren Begegnung mit einem wilden Mann in der Wüste und zitiert dann für den Leser die Worte, die zwischen ihnen gesprochen wurden. Das Gedicht ist kurz, sehr kompakt und leicht zweideutig, so dass ein genauer Blick auf jede Zeile und die Definition der darin enthaltenen Wörter helfen wird, die Bedeutung zu erforschen.

Die erste Zeile legt den Schauplatz des Gedichts fest, aber beachten Sie, dass es sich um die Wüste und nicht um eine Wüste handelt, so dass daraus geschlossen werden muss, dass die Bedeutung der Wüste größer ist als der physische Ort. Eine Wüste ist ein unfruchtbarer Ort; unfruchtbar hat einen weiten Bedeutungsbereich, leer in seiner einfachsten Form, aber auch unfähig, Früchte zu tragen, so wie eine Frau auch unfruchtbar sein kann. Wüsten gelten als isoliert und werden mit Verlassenheit assoziiert. Die zweite Zeile führt den Agenten unserer Metapher ein; nackt bedeutet, ohne Bedeckung, Verbergen, Verkleidung oder Verschönerung zu sein, und wird mit Verwundbarkeit assoziiert; bestialisch ist hier ein variables Wort, weil es je nach Leser die Bedeutung des Gedichts verändern kann. Bestialisch bedeutet, brutal oder verderbt zu sein, aber auch ohne Intelligenz oder Vernunft; man könnte es sogar in seiner niedrigsten Form nehmen, tierähnlich oder untermenschlich, was das Gedicht näher an einen Menschen gegen die Natur des Menschen im Thema bringen würde. Dann der Nebensatz des ersten Satzes, der die Zeilen drei bis fünf bildet. Das Geschöpf hockt auf dem Boden, was nicht nur ein tierähnliches Verhalten zeigt, sondern auch einen Höhenunterschied schafft, der als symbolisch interpretiert werden kann, da sich das Geschöpf in der untersten Tiefe des menschlichen Fassungsvermögens befindet. Obwohl es Kreatur genannt wird, hält es sein eigenes Herz in den Händen, nicht Krallen oder Pfoten, und ganz am Anfang von Zeile drei wird es als wer bezeichnet, während das passende Wort welches wäre, wenn es sich auf ein Tier bezieht. So erhalten wir trotz der tierähnlichen Beschreibung ein Gefühl von Menschlichkeit, als ob es irgendwann einmal menschlich gewesen wäre. Die Kreatur isst von seinem eigenen Herzen. Das Wort Herz kann hier nicht einfach das Organ bedeuten, obwohl es das Bild ist. Das Herz gilt als der emotionale Kern des Körpers und der Seele, und auf den moralischen Zustand der Person wird oft durch die Beschreibung des fiktiven physischen Zustands des Herzens verwiesen, wie z.B. schwarz, bitter, verschrumpelt oder ebenfalls aus Gold. In Zeile sechs fragt der Redner das Geschöpf, ob es (das Herz) gut ist, und nennt es Freund. Diese Zeile tut zweierlei: Sie stellt fest, dass die Kreatur sprechen kann, wodurch ihre menschliche Qualität gefestigt wird, und sie beseitigt die Vorstellung, dass die Kreatur bedrohlich ist, die die seltsame und monströse Beschreibung in der ersten Hälfte hervorrief. Als nächstes antwortet die Kreatur, indem sie es bitter nennt, ein Wort, das einen beißenden Geschmack bedeutet, der sich zu einer Vielzahl unterschiedlicher emotionaler Assoziationen entwickelt hat, wie z.B. Groll, Zynismus, scharf unangenehm und schwer oder schmerzhaft zu akzeptieren oder zu ertragen.

Wie Crane selbst sagen könnte, ist hier der interessante Teil: Die Kreatur behauptet, den Geschmack seines Herzens zu mögen, weil er bitter ist und weil es sein Herz ist. Es wird uns nicht gesagt, warum sein Herz bitter ist, ob es angeboren ist oder ob es daran liegt, dass er in einer Wüste ausgesetzt wurde; beides sind vernünftige Lesarten, die davon abhängen, ob man die Kreatur so interpretiert, dass sie die Natur des Menschen oder den ausrangierten, sozialen Außenseiter des Menschen in der tiefsten Tiefe des menschlichen Leidens darstellt. Die Kreatur schreit nicht, sie antwortet einfach, dass das bittere Herz ihr eigenes ist, als ob sie keine andere Wahl hätte, als sich an dem zu erfreuen, was sie geworden ist, indem sie sich von der Bitterkeit ernährt, die dort kultiviert wurde.

Hier die Lesart des Gedichtes von Noor Visser:

In the desert ist ein Ausdruck des Staunens. Das lyrische Ich beginnt mit der Beschreibung einer Kreatur, die es in der Wüste sieht. Diese erscheint dem Erzähler wie eine Tiergestalt, die auf dem Boden hockt. Zu seiner Überraschung hält es sein Herz halb aufgefressen in der Hand. Da fragt das Ich die Kreatur nach dem Geschmack des Herzens, worauf sie antwortet, es sei bitter. Und behauptet auch noch, es gerne zu essen.

Ich vermute, auf einer tieferen Ebene beschreibt das Gedicht verschiedene Aspekte, Wahrheiten dieses Lebens. Die Einsamkeit des Geschöpfes steht möglicherweise für eine innere Unzufriedenheit, das Essen des eigenen Herzens für eine gewalttätige und gierige Natur. Und doch: Ungeachtet aller Fehler und Bitterkeit liebt und genießt das Geschöpf den gegenwärtigen elenden Zustand seines Lebens.

Gier und Selbstliebe sind die herausragenden Themen dieses Gedichtes. Das Gedicht dreht sich um zwei Charaktere, einen Wilden, der fröhlich eine böse Tat begeht, und einen passiven Mann, der nicht versucht, diese Bestie aufzuhalten. Stattdessen erlaubt er ihm, seine Praxis fortzusetzen. Auf der oberflächlichen Ebene reflektiert das Gedicht die Begegnung des Redners mit einer seltsamen Gestalt in der Wüste, die gnadenlos und voller Stolz sein eigenes Herz verspeist.

Stephen Crane ist ein tiefgründiger und wahrhaftiger Dichter. Was ich an diesem Gedicht spannend finde, sind die unheimlichen und geheimnisvollen Töne, die er in seinem gesamten Text verwendet. Als ich das Gedicht „In der Wüste“ las, musste ich es einige Male lesen, um das Konzept dessen zu begreifen, das Crane darzustellen versuchte.

Die Szenerie findet in der Wüste statt, die ein Symbol für Leere und Ewigkeit ist. Das Geschöpf, das „sein Herz in den Händen hielt“ , verschlingt das Organ, während es sich hinhockt und verstümmelt, was ihm gehört. (Und was ihn u.a. ausmacht?)

Stephen Crane stellt das Herz als sich selbst dar, und auf die Frage „Ist es gut, Freund?“ stimmt die Kreatur zu und verzehrt weiter, was übrig bleibt. Die Kreatur repräsentiert den Menschen, so wie das Herz das Bewusstsein eines Menschen repräsentiert. Als ich dieses Gedicht las, dachte ich über die Grundschule nach und wie die goldene Regel lautete: „Behandle andere so, wie du selbst behandelt werden würdest“.
Wenn man die Regel missachtet, demoralisiert man seinen Charakter mit einer bitteren Seele und bitterem Herzen. Die Kreatur wird in der Wüste gefunden, weil sie nichts hat. Es wird in der Grube seiner eigenen Hölle und Verzweiflung entleert, indem es mit sich selbst isoliert ist. Während sie isst, antwortet sie dem Mann: „Es ist bitter-bitter“, was Selbstzerstörung und Elend zur Folge hat. Sie frönt ihrem blutigen Eingeweide und sagt: „Aber ich mag es, denn es ist bitter, und es ist mein Herz“. Indem sie die bittere Frucht zu sich nimmt, verdirbt die Kreatur sich noch mehr; der Mangel an SelbstEmpathie regiert.

Das Tier ist so sehr in sich selbst und in seiner Bitterkeit verloren, dass es keine Freiheit zum Leben hat; es scheint, es wird immer das erbärmliche Gift der Selbstzerstörung ertragen. Sein Herz ist das wichtigste, was es hat, und verschlingt das Tier das wichtigste Element verschlingt, das das Leben erhält, wird es nicht leben. Im übertragenen Sinne vielleicht noch vegetieren. Dieses Gedicht kann jemanden im wirklichen Leben widerspiegeln, denn je mehr Sie sich von bitteren Früchten ernähren, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass Sie die süße Glückseligkeit erlangen, die das Leben für Sie bereithält.

Ich stelle mir das Herz als Symbol für den freien Willen vor. Das Essen ist eine essentielle Handlung des Menschen, bei der er den freien Willen als gegeben hinnimmt. Das Gedicht spricht über den menschlichen Kreislauf der Selbstzerstörung.

Wenn ich dieses Gedicht wieder und wieder lese, ist es, als ob sich meine Wahrnehmung immer mehr verändert. Wenn ich über den Tellerrand hinausblicke, verstehe ich endlich die Entstehung dieses Gedichts. Seine Herangehensweise an das Leben ist verrückt und verdreht, was mich sofort ertappt hat, denn es geht nicht um die typische rührselige Liebe oder Sex.
Stephen Crane versüßt seine Botschaften nicht, er geht roh und tief in seinen Text hinein, was ihn so interessant und erfrischend macht. Durch Stephen Cranes schreckliches Gedicht greife ich als Selbstmotivation auf, mich selbst klar zu halten und mich durch Schmerz und Leid nicht unnötig einschränken zu lassen; mich dem auszuliefern.
Wir durchleben immer wieder negative Phasen im Leben, aber es liegt an uns, sich selbst vor dem bitteren Herzschmerz zu bewahren.

Kategorien
Lesart

Flugtuch der Träume

Diesen kleinen Lyrikband von Vera Lebert-Hinze habe ich in einem offenen Bücherschrank entdeckt. Zugegriffen habe ich wegen des Titels, weil ich mit “Flugtuch” nur ahnend etwas anfangen konnte. Die abgedruckten Gedichte beschäftigen sich oft mit dem s.g. Herbst des Lebens. Mal tröstlich, mal resignierend (so scheint es mir) aber auch auflehnend. Ihre Gedichte sind Selbstreflexion, wohl auch durch ihre Träume inspiriert und spielen viel mit dem Gefühl der “Ahnung”. Leider ist es mir nicht gelungen, Kontakt zur Autorin aufzunehmen; ich hätte sie gern dazu befragt. Nach 2003 gibt es keine Veröffentlichungen.

Über die Qualität ihrer Lyrik kann ich nichts allgemein gültiges sagen, jedoch ist mir etwas aufgefallen: auf mich wirken diese Texte oft nicht fertig, ich nehme reflexartig meinen Füller, und erweitere, dünne aus, formuliere um, gebe eine neue Richtung vor. Das gefällt mir, da es leider nicht selten in eine gewisse Ehrfurchthaltung gehe und die Worte so stehen lassen will.

Mein Favorit aus diesem Band:

Wer
echolos
im Nebel
steht


kennt
verhangener
Gipfel
Alphabet


spricht
der Höhe
steinerne
Sprache

Zur Autorin: geboren 1930 in Mannheim, Ausbildung zur Malerin, Korrektorin in einem Verlag, nach der Kindererziehung freie Schriftstellerin (1979 – 2003).

Vera Lebert-Hinze | Flugtuch der Träume
Reihe Manuskripte #93 | 1984
Gauk-Verlag (Diesen gibt es in dieser Form nicht mehr.)

Kategorien
Lesart

Die kleine Hinkende

Diese Zeile aus dem Buch Herz, stirb oder singe hat sich in meinem Gedächtnis festgesetzt. Insbesondere, wenn ich die Lyriksammlung von Juan Ramón Jiménez zur Hand nehme. Auf dem Buchcover passend dazu die rohe Skizze einer jungen Frau. Sie lächelt. (Gezeichnet übrigens von Henri Matisse.)

Die kleine Hinkende – so der Titel eines Gedichts – umschreibt die Pole des Nicht-dazu-gehörens und des Selbstverständlich-dazugehörens-aber-einseitigkeitswunderns-Gefühls. Unerschütterlich. Alles scheint zu eilen, einem Autopiloten übergeben, auch die Natur, niemand kommt auf die Idee zu warten, inne zu halten, um sich blicken. Nicht nur das Mädchen scheint Krücken für sein verdrehtes, wie fremd hängendes Bein zu benötigen; das Kind(?) ist eine Krücke für unsere unsteten Augen und eine als fremd abgehängte Achtsamkeit im Leben. So habe ich Jiménez Verse für mich verstanden.

Ein Himmel aus Traum und Seide
dringt bis ins Herz.
Die Kinder, in Weiß, kommen,
spielen, schwitzen, schreien:

„laaauf!“

Das Mädchen lächelt: Warte,
ich geh‘ die Krücke holen!

Aber niemand wartet. Weder der Frühling, noch die Vögel und schon gar nicht die Kinder. Das Fest gehört dem, der läuft und der fliegt.

BuchCover Diogenes Verlag

Wie oft lese ich in letzter Zeit, alles würde lauter, hektischer, schneller. Und ich Trotzkopf werde immer langsamer. Als nähme ich mir freiwillig eine Krücke, um mich selbst daran zu erinnern inne zu halten. Alles überholt mich. Wirklich? Nein, da sehe ich nun Menschen, Vögel, die Jahreszeiten, die ich so vorher noch nicht wahrgenommen habe. Die gefühlt auch stehen bleiben. Ich möchte durch die Straßen schlendern und dabei marktschreierisch skandieren:

Krücken zu verschenken! Nehmen Sie! Versuchen Sie! Erleben Sie!

Und wenn ich meinen Vorrat abgegeben habe, werde ich lächeln und rufen:

Wartet, ich geh‘ neue Krücken holen!

Entnommen aus: Juan Ramón Jiménez | Herz, stirb oder singe
Gedichte | DIOGENES VERLAG | 2. Auflage 1969
Zweisprachige Ausgabe
Übersetzung aus dem Spanischen: Hans Leopold Davi
Mit fünf Illustrationen von Henri Matisse.